Breitwegerich

Plantago major

Breitwegerich

 

Lichtbedarf: sonnig
Boden: sandig

Der Breitwegerich ist trittunempfindlich und kann dank seiner etwa 80 Zentimeter langen Wurzel auch auf stark verdichteten Böden wachsen. Seine Samen quellen bei Feuchtigkeit auf und werden klebrig. So bleiben sie an den Pfoten von Tieren und an den Schuhen haften und verbreiten sich weiter.

Die mehrjährige, krautige Pflanze wächst in der freien Landschaft an Wegrainen, auf Wiesen und Weiden. In der Stadt kommt sie an Straßen, auf Wegen, Schuttplätzen und Sportplätzen vor.

Obwohl er so zäh anmutet ist am Breitwegerich nahezu alles essbar. Die jungen Blätter können als Salat oder wie Spinat gegessen werden, die lange Wurzel als Wurzelgemüse und die Blütenstiele wie Spargel. Selbst die Samen sind essbar und können ins Müsli gemischt oder zu Mehl gemahlen werden – wenn man nur ausreichend davon sammelt.

An guten Standorten bildet der Breitwegerich handgroße Blätter, in engen Pflasterritzen jedoch nur wenige Zentimeter große. Er zeigt damit ein hohes Maß an Plastizität, die Fähigkeit sein Verhalten zu ändern oder seinen Körper zu verformen, um auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren. Seine Plastizität macht den Breitwegerich  robust und ermöglicht ihm, nahezu überall zu wachsen. Ursprünglich bei uns in Europa beheimatet, ist er mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet. Während in klimatisch stabilen Zeiten eine ausgeprägte Spezialisierung von Pflanzen einen evolutionären Vorteil bedeuten kann, so ist in klimatisch instabilen Zeiten, wie unseren, eine hohe Anpassungsfähigkeit im Sinne der Plastizität von Vorteil.

Pfennigkraut

Lysimachia nummularia

Pfennigkraut

 

Lichtbedarf: halbschattig
Boden: nährstoffreich

Das Pfennigkraut wächst mit einem 10 – 50 cm langen, niederliegenden Stengel, und erreicht daher nur eine geringe Wuchshöhe, dafür aber eine starke Flächenausbreitung. Es vermehrt sich vor allem vegetativ, indem der Stengel hinten abstirbt, an der Spitze aber weiter wächst und Seitensprosse treibt, die sich später bewurzeln. Auf diese Weise stammen viele Einzelpflanzen von einer einzigen Mutterpflanze ab.

Die ausdauernde Pflanze ist eine Pionierpflanze auf Rohböden und überzieht mit ihrem niederliegenden Stengel feuchte Uferböschungen und offene, feuchte Bodenstellen im schattigen Wald, entlang von Bächen und Flüssen und in Feuchtwiesen. In der Stadt wächst sie auf ebensolchen Stellen an Hecken und Wegrändern oder in Gärten.

In einer Unterwasserform bedeckt das Pfennigkraut auch die Böden von 30 – 50 cm tiefen Wassergräben. Wasser- und Landformen können ineinander übergehen. Während die Wasserform mit grünen Blättern überwintert, friert die Landform bis auf die Stengelteile zurück.

Die gelben Blüten wenden sich, ebenso wie die Blätter, immer zur Sonne hin. Sie werden von Fliegen und Bienen besucht, bilden aber sehr wenige bis gar keine Früchte.

Sumpf-Ziest

Stachys palustris

Sumpf-Ziest

 

Lichtbedarf: sonnig - halbschattig
Boden: eher nährstoffarm

Der Sumpf-Ziest bildet Speicherknollen ähnlich der Kartoffel aus und nutzt diese zur Überwinterung und Verbreitung.

Im Herbst lagert er in die weißlichen Knollen Reservestoffe ein, dann sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab. Vom Frühjahrshochwasser werden die Knollen dann fortgeschwemmt und wachsen zu neuen Pflanzen aus.

Die Blüten des Sumpf-Ziests sondern reichlich Nektar ab und sind daher bei Schmetterlingen und Hummeln, aber auch bei Bienen und Schwebfliegen sehr beliebt.

Die sommergrüne, ausdauernde Pflanze kommt in der freien Landschaft in Sümpfen, Flussauen und auf feuchten Äckern und Wegen vor.

Die Knollen des Sumpf-Ziests entsprechen in ihrer Art den Kartoffelknollen und sind ebenso essbar. Im 17. Jahrhundert wurde der Sumpf-Ziest in Norddeutschland sogar feldmäßig angebaut.

Sumpf-Wolfsmilch

Euphorbia palustris

Sumpf-Wolfsmilch

 

Lichtbedarf: halbschattig
Boden: nährstoffreich

Hätte sie nicht ihren grüngelben Blütenstand, sähe die Sumpf-Wolfsmilch einer Strauchweide sehr ähnlich. Sie ist unsere größte heimische Wolfsmilch-Art und kann mehrere Jahrzehnte alt werden.

Wie alle Wolfsmilch-Arten besitzt sie einen Milchsaft, der leicht ätzend ist und Hautirritationen hervorrufen kann. Wahrscheinlich schützt sie sich so gegenüber Schnecken, pflanzenfressenden Insekten und Weidetieren.

Die Sumpf-Wolfsmilch wird von Fliegen, Schwebfliegen, Ameisen, Käfer und Bienen bestäubt, wobei Fliegen als Hauptbestäuber gelten. Die Insekten werden von den auffälligen, gelben Nektardrüsen sowie den Hüllblättern des Blütenstandes angelockt.

Zur Ausbreitung ihrer Samen nutzt sie Ameisen, die sie mit dem an den Samen befindliche Elaiosom, einem fettreichen Anhängsel, anlockt. Die Samen enthalten außerdem ein Aerenchym, ein Durchlüftungsgewebe, das sie zum Schwimmen auf Wasser befähigt. So können sie sich über weitere Strecken verbreiten.

Natürlicherweise ist die ausdauernde Pflanze eine Stromtalpflanze, die entlang von Flussufern, an Altwassern und Seen auf staunassen oder wechselnassen Schlickböden vorkommt. Früher war sie in Mitteleuropa entlang aller größeren Flusstäler wie Donau, Elbe und Rhein sehr häufig zu finden. Ihre Verbreitung in der freien Landschaft ist durch Ausbauten der Gewässer und durch landwirtschaftliche Nutzung stark zurückgegangen. Mittlerweile sind ihre Vorkommen auf Flussbänke, aufgelassene Wiesen und Randbereiche von Weidengebüschen beschränkt. Im Jahr 2020 wurde sie auf der Roten Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in NRW als stark gefährdet eingestuft.

Wald-Ziest

Stachys silvatica

Wald-Ziest

 

Lichtbedarf: halbschattig
Boden: nährstoffreich

Ähnlich wie dem Ruprechtskraut entströmt auch den Blättern des Wald-Ziestes ein unangenehmer Geruch. Die dunkelroten Lippenblüten riechen hingegen fliederartig und locken Bienen, Hummeln und Schwebfliegen an. Erdhummeln, die mit ihrem kurzen Rüssel nicht an den Nektar gelangen, beißen gelegentlich die Blüten seitlich auf und stehlen den Nektar, ohne die Blüten zu bestäuben.

Der mehrjährige Wald-Ziest kommt natürlicherweise an feuchten und nährstoffreichen Stellen in Laubmischwäldern vor. In der Stadt trifft man ihn in Säumen an Hecken und Gebüschen oder schattigen Straßenrändern an.

Um nicht gefressen zu werden, gibt der Wald-Ziest sich gefährlicher als er ist und täuscht seine Feinde, indem er die Blätter und Stiele der Brennnessel nachahmt.

Gewöhnlicher Efeu

Hedera helix

Efeu

Efeu
Efeu
Efeuwand

 

Lichtbedarf: halbschattig bis schattig
Boden: nährstoffreich, humos, kalkhaltig

Der Gemeine Efeu ist ein Klettergehölz und der einzige bei uns heimische Wurzelkletterer. Er wächst auf dem Boden bis er einen Baum, Zaun oder eine Mauer erreicht und klettert dann mit Hilfe seiner Haftwurzeln daran empor. Dabei kann er Höhen von 20 – 30 Metern erreichen und mehrere hundert Jahre alt werden. Nach einigen Jahren beginnen die Sprossachsen zu verholzen, die einen Durchmesser von bis zu 30 Zentimetern erreichen können. Die Blätter sind während der jugendlichen Kriech- und Kletterphase fünflappig, wenn die erwachsene Pflanze blüht und Früchte trägt sind sie jedoch ungelappt und eiförmig.

Efeu blüht erst zwischen August und Oktober und ist daher als später Nektarspender für viele Insekten von Bedeutung. Die gelbgrünen Blüten locken Wespen, Bienen, Hummeln und Schwebfliegen an. Auch Schmetterlinge, wie der Admiral besuchen die Blüten und die Efeu-Seidenbiene hat sich sogar ausschließlich auf Efeu-Pollen für die Aufzucht ihrer Brut spezialisiert. Sie ist eine der letzten Wildbienenarten, die man so spät im Jahr noch entdecken kann. Im Frühjahr darauf werden die blauschwarzen Beeren des Efeus reif. Sie werden von Vögeln gefressen, die die Samen weiterverbreiten.

Als natürlichen Standort bevorzugt die immergrüne, ausdauernde Pflanze Wälder und Auengehölze und Felsen. In der Stadt ist er häufig an Bäumen, Zäunen, Mauern und Fassaden zu finden.

Efeu ist nicht nur ein Überlebenskünstler, weil er dem Licht entgegenklettert, sondern auch, weil er für sein Schattendasein besondere Blätter ausbildet: Die Schattenblätter besitzen im Vergleich zu den Sonnenblättern eine größere Oberfläche zum Ausgleich der ungünstigen Lichtverhältnisse. Dafür ist das gesamte Schattenblatt dünner als das Sonnenblatt: Es besitzt nur eine dünne Wachsschicht (Cuticula) und Haut (Epidermis) als Verdunstungsschutz und Es benötigt nur ein einreihiges Palisadengewebe, da es weniger Chloroplasten zur Photosynthese besitzt, sowie ein dünnes Schwammgewebe mit weniger Spaltöffnungen, da es durch die geringere Sonneneinstrahlung weniger Wasser verdunstet und durch die geringere Photosynthese weniger Gasaustausch von Kohlenstoffdioxid und Sauerstoff benötigt. Zwar kann das Schattenblatt aufgrund der mangelnden Sonneneinstrahlung weniger Photosynthese betreiben, dank seiner Einsparungen verbraucht es aber auch weniger Energie als das Sonnenblatt und kann sein Defizit somit ausgleichen.

Efeu eignet sich gut für eine bodengebundene Fassadenbegrünung. Er wird vor der Wand in den Boden gepflanzt und kann mit Hilfe seiner Haftwurzeln das Gebäude bewachsen. So benötigt er weder eine ständige Bewässerung, noch eine Rankhilfe. Efeu darf aber nur an intaktem Mauerwerk emporwachsen, da sich seine Wurzeln ansonsten in vorhandenen Spalten und Rissen festhalten und diese weiter aufsprengen können. Da die Fassade das Gewicht der Pflanze tragen muss, sind Fassaden mit vorgehängten Elementen und Wärmedämmungen für selbstklimmende Pflanzen wie Efeu nicht geeignet. Für einen gleichmäßigen Bewuchs sollte Efeu am Mauerwerk geleitet und regelmäßigen geschnitten werden.

Eine Fassadenbegrünung mit Efeu wirkt temperaturausgleichend im Sommer, wärmeerhaltend im Winter und reinigt die Luft von Schadstoffen. Für verschiedene Vogelarten bietet sie außerdem Nahrung und einen geschützten Brutplatz. Die Beeren werden beispielsweise vom Gartenrotschwanz, der Mönchsgrasmücke, dem Star, der Amsel und dem Rotkehlchen gefressen.

Hirschzunge

Phyllitis scolopendrium

Hirschzunge, Pflanze

 

Lichtbedarf: schattig
Boden: neutral bis basisch; mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich

Die Hirschzunge ist eine immergrüne Farnpflanze, die an ihren ungeteilten, ganzrandigen Blattwedeln einfach zu erkennen ist.

In der freien Landschaft kommt sie in Schluchtwäldern aus Esche, Ahorn und Linde vor, die auf kalkhaltigen, humusreichen Böden wachsen. In der Stadt wächst sie an kalkhaltigen Mauern, z.B. auf Friedhöfen oder an Brunnen. Die Hirschzunge ist aber auch als Zierpflanze in Gärten beliebt.

Als Überlebenskünstlerin kann die Hirschzunge in Mauerspalten wurzeln und sich somit basische Mini-Standorte in einer eher durch saure Böden geprägten Umgebung erschließen.

Knoblauchsrauke

Alliaria petiolata

Knoblauchsrauke

Knoblauchsrauke
Knoblauchsrauke

 

Lichtbedarf: schattig
Boden: nährstoffreich

Die kleinen weißen Blüten der Knoblauchsrauke werden von Schwebfliegen, Mücken, Bienen und Tagfaltern besucht. Die herzförmigen Blätter riechen zerrieben nach Knoblauch und wurden früher zum Würzen von Speisen genutzt. Heute ist die Knoblauchsrauke als Salatpflanze für Wildkräutersalate beliebt.

Die zwei bis mehrjährige Pflanze ist in Laubwäldern beheimatet und wächst in Städten an Hecken, Zäunen, Mauern, Schuttplätzen, in Gärten und an Wegrändern.

Braunstieliger Streifenfarn

Asplenium trichomanes

Braunstieliger Streifenfarn

 

Lichtbedarf: halbschattig bis schattig
Boden: mineralisch, durchlässig

Dem Wurzelstock des Braunstieligen Streifenfarns entspringen bis zu dreißig Blätter, die bei einem Farn als Wedel bezeichnet werden. Jeder Wedel besteht aus einer dunkelbraunen Spindel und den daran wachsenden grünen Blättchen, den sogenannten Fiedern. Die Spindeln bleiben auch nach dem Abfallen der Fiedern erhalten und erinnern dann an struppige Haare.

Die mehrjährige Pflanze wächst natürlicherweise auf Felsen, an Bächen und anderen Wasserquellen. In Städten kommt sie in schattigen, gerne feuchten Mauerfugen oder Einfahrten vor. Der Braunstielige Streifenfarn passt sich aber auch an trockenere Mauerstandorte an.

Echte Nelkenwurz

Geum urbanum

Echte Nelkenwurz, Blätter

Echte Nelkenwurz, Blätter
Echte Nelkenwurz, Blüte

 

Lichtbedarf: halbschattig
Boden: nährstoffreich

Die Echte Nelkenwurz verdankt ihren Namen dem dicken, nach Nelkenöl duftenden Wurzelstock. Sie wurde früher als Ersatz für Gewürznelken verwendet. Die Früchte mit den hakig gebogenen Schnäbeln bleiben im Fell von Tieren hängen und werden auf diese Weise zum Beispiel durch Rinder, Schafe oder Damwild verbreitet. Aber auch in unserer Kleidung verhaken sich die Samen gerne, sodass auch der Mensch zur Ausbreitung der Echten Nelkenwurz in der Stadt beiträgt.

In der freien Landschaft kommt die Echte Nelkenwurz in lichten, frischen Hainbuchenwäldern und Auenwäldern vor. Die immergrüne, mehrjährige Pflanze wächst auch auf Waldlichtungen und an schattigen Waldwegen.  In der Stadt fühlt sie sich in Gärten aber auch an Wegen und auf Schuttplätzen wohl. Sie liebt zwar feuchten, nährstoffreichen Boden, kommt aber auch mit kargeren und trockeneren Standorten zurecht.