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29.05.2023, 20:51

Der Solinger Künstler Jan Boomers senior

„Meine Bilder, das bin ich.“

Jan Boomers, geboren 1927 in Eindhoven, lebte und arbeitete viele Jahrzehnte in Solingen. Er war Maler, Grafiker, Erfinder des „Solinger Kindermalfestes“, Organisator zahlreicher Wandbilder und führte das Künstlerhaus „Art-Eck“ in Solingen-Gräfrath, das bis heute fortbesteht. Er liebte die künstlerische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, förderte junge, talentierte Künstler und gab sein Wissen in Seminaren weiter. In über 300 Einzelausstellungen im In- und Ausland wurde sein bildnerisches Schaffen gezeigt und er war auf zahlreichen Kunstmessen und Biennalen vertreten. Ende der siebziger Jahre zählte er zu den meist ausgestellten Künstlern deutscher Gegenwartskunst. 1987 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Paris für sein grafisches Werk.

Jan Boomers senior –  eine Biografie

Jan Boomers wurde 1927 als Sohn von Erich und Johanna Boomers in der niederländischen Stadt Eindhoven geboren. Er besuchte dort die Grundschule, um anschließend, im Jahre 1940, als streng gläubiger Junge in ein Priesterseminar in Tilburg zu gehen. Er musste dort jedoch erkennen, dass er für das Klosterleben ungeeignet war und verließ das Kloster 1942 im Alter von 15 Jahren wieder. Nach Eindhoven zurückgekehrt, besuchte er das St. Joris College und die Akademie, um sich dort intensiv mit der Malerei auseinanderzusetzen. Er gehörte zu einer Gruppe junger Künstler, die nach dem zweiten Weltkrieg neue Wege des künstlerischen Ausdrucks suchten und die bisherige Malerei in Frage stellten.

Da er, wie sein Vater, die deutsche Staatsangehörigkeit besaß, wurde er 1947 nach Deutschland ausgewiesen. Die Familie Boomers war seit 1895 in Solingen ansässig und sein Vater war gebürtiger Solinger. So verschlug es ihn in diese für ihn fremde Stadt. In Holland aufgewachsen, empfand er die Ausweisung als großes Unrecht – er kehrte illegal nach Holland zurück. Da seine Familie jedoch in Solingen ums Überleben kämpfte, pendelte er zwischen Deutschland und Holland hin und her, um Lebensmittel zu besorgen. Schließlich lernte er 1948 Ruth Möhring – seine spätere Ehefrau – kennen, und er beschloss in Solingen zu bleiben.

In den folgenden Jahren durchlebte er eine wechselvolle Existenz mit Arbeiten, die er aber nie als Berufung sondern eher als Jobs verstand. 1961 wurde sein Sohn Jan geboren. In dieser Zeit schuf er Tausende von Zeichnungen und Bildern. Erst als er selber der Meinung war, zu einer eigenen Formensprache gefunden zu haben, begann er in den sechziger Jahren in Einzelausstellungen seine Arbeiten zu zeigen. Bald schon stellte er nicht nur in der Bundesrepublik sondern auch im europäischen Ausland aus. Ende der siebziger Jahre zählte er zu den meist ausgestellten Künstlern deutscher Gegenwartskunst.

In über 300 Einzelausstellungen wurde sein bildnerisches Schaffen in Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich und Österreich gezeigt. Er war auf Kunstmessen und Biennalen in Basel, Berlin, Cleveland, Düsseldorf, Hamburg, Ibiza, Köln, London und Paris vertreten und nahm an Ausstellungen des Goethe-Instituts in Afghanistan, Iran und Pakistan teil. 1986 reiste er im Rahmen der Solinger Städtefreundschaft als einer der ersten Bürger nach Jinotega, um ein Jahr später in Managua, Matagalpa und Jinotega auszustellen. Gleichzeitig schuf er in Jinotega ein großes Wandgemälde, das bis heute erhalten ist. 1987 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Paris für sein grafisches Werk.

In Solingen entwickelte er das „Solinger Kindermalfest“, in der von ihm erfundene Geschichten die Kreativität der Kinder freisetzen sollen. Von 1986 bis 1998 führte er das Kindermalfest mit großem Erfolg durch, seit 1999 wird es in seiner Tradition von jungen Künstlerkolleginnen und -kollegen fortgeführt. Seine Liebe zur künstlerischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen führte ihn auch zu mehreren Malaktionen im öffentlichen Raum. Beispielhaft seien hier die Aktionen in den Fußgängertunneln an der Konrad-Adenauer-Straße und an der Unnersberger Allee, im Musikpavillon im Walder Stadtpark sowie in verschiedenen Schulen genannt. Seit Beginn der achtziger Jahre führte er zudem das Künstlerhaus „Art-Eck“ am Gräfrather Markplatz. Sein Grundgedanke war hierbei eine Plattform für junge, talentierte aber noch weithin unbekannte Künstler zu schaffen. Die Galerie wurde in diesem Sinne von seiner Frau Ruth und nach ihrem Tod bis zum heutigen Tage von seinem Sohn Jan fortgeführt. Seit den siebziger Jahren führte er eine intensive Lehrtätigkeit an der VHS in Solingen und Hilden/Haan aus und gab jährlich Radierseminare in Berlin, Kiel und Ahaus. Zu Beginn der neunziger Jahre hatte er mehr als 200 Schüler pro Semester und veranstaltete darüber hinaus Kunstreisen nach Holland, Belgien und Frankreich.

Große Ruhelosigkeit, Stress und die damit verbundene dauerhafte Überlastung seines Körpers führten im Sommer 1991 zu einem schweren Herzinfarkt mit mehrminütigem Herzstillstand. Er konnte reanimiert werden und begann in der Folgezeit seine Lehrtätigkeit sukzessive einzuschränken, um sich ganz auf seine eigene Malerei zu konzentrieren. So entstand in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre ein umfangreiches Werk großformatiger, dynamischer Ölbilder, farbenfroher Figuren in Acryl auf Papier sowie reduzierter Portraits und Aktzeichnungen. Am 14.12.1998 brach er bei der Arbeit an einem Wandgemälde im Hauptbahnhof der Stadt Solingen bewusstlos zusammen. Ohne aus dem Koma wieder zu erwachen, verstarb er am 01.01.1999 im Solinger Klinikum.

Die Geschichte vom Drachen Adelbert

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